Mittwoch, 11. Januar 2017

Das Smartphone und die Eitelkeit


nach dem Gedicht von Andreas Gryphius  Es ist alles eitel Infos zum dichter und das Original sind am Ende des Posts zu finden.


Das Smartphone und die Eitelkeit

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Selfies  posten, heißt der Megatrend,
damit jeder weltweit dich erkennt,
um geliked zu werden.

Das Netzwerk anonym und bunt
dient als Bühne für das eigne ICH.
Das ganze Universum kreist nur noch um DICH,
und ungestraft tut mancher Böses kund.

Auch für Smartphone-Nutzer wird die Zeit vergehn,
und nur Schein, der bleibt bestehn.
Ist es das, was wir als wichtig achten?

Banalitäten: Wolken getrieben vom Wind,
das Kleeblatt, das man am Wegesrand find,
dazu fehlt die Lust es zu betrachten.


Zum Dichter
Andreas Gryphius wurde am  2. Oktober 1616 in Glogau im heutigen Polen geboren. Als er fünf Jahre alt war, starb sein Vater, der Diakon Paul Greif. Die Mutter heiratete ein zweites Mal, starb aber sieben Jahre später an Schwindsucht. Sein Stiefvater Michael Ende ein Lehrer und späterer Pfarrer kümmerte sich weiterhin um ihn.

Während seiner Gymnasialzeit  verfasst Andreas Gryphius 1632 das Epos Herodes und später Disputationen, Schultheater und eigene poetische Produktionen, alles in lateinischer Sprache. An der niederländischen Universität Leiden studierte er sechs Jahre Philosophie-und besuchte gleichzeitig Lesungen  anderer Fachbereiche. Er soll 10 Sprachen beherrscht haben.

Nach langen Reisen durch Europa kehrte er 1647 in seine Heimat zurück, wo er 1649 Rosina Deutschländer, Tochter eines angesehenen  Kaufmanns, mit der er vier Söhne und drei Töchter hatte, heiratete. Sein ältester Sohn Christian Gryphius gab 1698 die gesammelten Werke des Vaters heraus.

Gryphius thematisierte in seinen Tragödien und Gedichten das Leid und den moralischen Verfall während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Außerdem beschäftigte ihn vielfach die „Eitelkeit“, die für die Epoche des Barocks ein typisches Merkmal war. Er starb mit 58 Jahren 1664 in seinem Geburtsort an einem Schlaganfall. 

Wann und warum Andreas Greif zu Andreas Gryphius wurde, habe ich beim Stöbern im Internet nicht entdecken können – würde mich zur Ergänzung dieser Kurzvorstellung sehr interessieren. Wer es weiß, möge mir bitte eine Mail schicken dichterin@online.de


Original
Es ist alles eitel
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen